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Eine Frau erlebt plötzliche Traurigkeit und weint scheinbar ohne Grund

Plötzliche Traurigkeit und Weinen ohne Grund. Was steckt dahinter?

20.06.2023

Niedergeschlagenheit und Traurigkeit kann uns scheinbar aus dem Nichts überfallen und lähmen

Eigentlich ist doch alles in Ordnung. Das Wetter ist schön, wir haben vielleicht gerade Freizeit, niemand stört uns und doch verfallen wir plötzlich und regelmäßig in einen Zustand der Trauer, Lähmung und Antriebslosigkeit. Wir erleben einen Verlust von Freude und weinen sogar ohne Grund.

Gegen dieses Gefühl der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit anzukommen gelingt uns in der akuten Situation normalerweise nicht. Wir versuchen uns bestenfalls abzulenken oder wir greifen gar zu stimmungsaufhellenden Substanzen.
Das ist natürlich keine Lösung auf Dauer, mitunter sogar gefährlich.

Was also steckt dahinter, wenn wir scheinbar grundlos traurig sind und uns ein Gefühl von Leere übermannt? Oder sind das schon Symptome einer Depression?

Lassen Sie uns hier einige mögliche Gründe erforschen und damit die Frage stellen, ob plötzliche Traurigkeit wirklich grundlos ist und wie man sie lindern kann.

Plötzlich traurig, das können mögliche Ursachen sein

Zunächst bedeutet plötzliche grundlose Traurigkeit erst einmal, dass uns die Gründe nicht bewusst sind. Es liegen aber durchaus Gründe vor, die es aus verschiedenen Blickwinkeln zu erforschen gilt.

Biologische Faktoren, Hormone und das Altern

Von Stimmungsschwankungen bei Frauen aufgrund von Schwangerschaft oder dem Übergang in die Wechseljahre hat man sicherlich schon gehört. Einerseits sind hier die hormonellen Veränderungen im Spiel, andererseits sollte man die Bedeutung dieser einschneidenden Lebensabschnitte einer Frau nicht übersehen.

Ein Lebensabschnitt, in dem man mehr oder weniger unabhängig war, geht mit einer Schwangerschaft zu Ende. Auf einmal ist alles anders. Die Sorge und Verpflichtungen für das kommende Leben treten in den Vordergrund. Man könnte die Traurigkeit dann als Symptom einer Art Anpassungsstörung beschreiben.
Die schwangere Frau lässt einen Lebensabschnitt hinter sich, der vielleicht als freier wahrgenommen wird, als das was da kommen mag. Dazu kommen Ängste, die neue Situation bewältigen zu können.

Das kann sehr belastend sein und zu den seelischen Ursachen von Traurigkeit zählen. Nicht umsonst gibt es den Begriff der Wochenbettdepression. Und die dauert durchaus länger als nur bis 4 Wochen nach der Geburt.

Dasselbe gilt für die Wechseljahre. Hormonelle Veränderungen machen einem schmerzlich bewusst, dass man bereits auf dem Höhepunkt seiner Kraft und Stärke im Leben angekommen scheint. Alte Muster funktionieren nicht mehr. Man muss sich jetzt gänzlich neu aufstellen und veränderte Lebensziele formulieren.

Auch für Männer gilt, mit dem Altern finden hormonelle Veränderungen im Körper statt und man ist gezwungen sich mit den Unwägbarkeiten des Alters auseinanderzusetzen und die geänderten Rahmenbedingungen zu akzeptieren.
Ebenso kann es einschneidende Veränderungen im Leben geben, die traurig machen.

Ernsthafte körperliche und psychische Erkrankungen. Anzeichen einer Depression

Ernsthafte Erkrankungen müssen von Ärzten (auch Psychiatern) oder der Psychotherapie im Blick behalten werden. Ist die Traurigkeit von längerer Dauer, empfiehlt sich auf jeden Fall eine Arztbesuch, um mögliche körperliche Ursachen abzuklären.

Symptome, die auf eine echte Depression hindeuten sind unbedingt ernst zu nehmen. Hält eine tiefe Traurigkeit länger als zwei Wochen an, kann man schon über einen Arztbesuch und professionelle Hilfe nachdenken.

Genauso gut kann der Einfluss von Medikamenten vorliegen. Auch Antidepressiva und andere Medikamente, die eigentlich bei Depressionen oder Ängsten eingesetzt werden, können beim Absetzen genau das bewirken, wogegen sie eingesetzt wurden.

Auch kann plötzliche Traurigkeit im Zusammenhang mit anderen ernsthaften psychischen Erkrankungen oder einer Suchtproblematik auftreten. Übermäßiger Alkoholkonsum kann dabei genauso gut auf längere Sicht Traurigkeit auslösen wir sonstiger Suchtmittelkonsum.

Bei älteren Menschen könnten auch zum Beispiel Einflüsse einer Demenz vorliegen.

Es gibt im Bereich der körperlichen Krankheiten viele Ansatzpunkte und ein Arzt sollte abklären, ob behandlungsbedürftige körperliche Erkrankungen dahinterstecken.

Psychische Einflüsse, die dazu führen können plötzlich traurig zu sein

Psychische Faktoren für plötzliche Traurigkeit können zum Beispiel Stress und ein damit zusammenhängendes Gefühl der Überforderung sein. Die Angst überfordert zu sein und etwas nicht zu schaffen führt öfter dazu, dass sich Menschen zurückziehen und in eine Art depressive Verstimmung verfallen.

Man kann auch plötzlich mit Themen aus der Kindheit konfrontiert sein und wird von Ihnen angetriggert. Z. B. der tief verankerte Glaube nicht zu genügen oder irgendwie am falschen Platz zu sein, der Ursachen in der Kindheit hat, kann ein Auslöser sein. Hier kann man den Ursachen psychotherapeutisch auf den Grund gehen und versuchen die Auslöser zu finden und eine andere Sichtweise auf die Erlebnisse zu entwickeln.

Einsamkeit ist ein nicht zu verachtender Punkt, der in unserer Gesellschaft immer häufiger vorkommt. Menschen mit Depression sind oft von Kontakten abgeschnitten und von tiefer Einsamkeit erfasst. Statistisch nehmen die zwischenmenschlichen Kontakte mit dem Alter immer weiter ab.

Echte Trauer oder Verluste tarnen sich häufig als langanhaltende Traurigkeit

Die Erfahrung hat gezeigt, dass langanhaltende Traurigkeit sehr oft seine Ursache in echter Trauer hat, die nicht durchlebt wurde. Dies kann wie ein Anzeichen einer Depression wahrgenommen werden.

Der Verlust oder Tod eines geliebten Menschen wirkt in der Regel deutlich länger nach, als wir Menschen uns das eingestehen wollen.

Der Verlust einer geliebten Person konfrontiert uns auch schlagartig selbst mit unserer eigenen Sterblichkeit. Nichts ist mehr wie zuvor. Wir müssen unser ganzes Leben neu organisieren und sind vielleicht gezwungen ungewohnte Aufgaben zu übernehmen, die uns überfordern können.

Beim Verlust eines geliebten Menschen ist ein Grund zum Weinen und verzweifelt zu sein. Wir oder unser Umfeld gestehen uns die Trauer über Wochen und Monate allerdings oft nicht zu.

Oftmals dauert die Trauer über den Verlust der geliebten Person aber noch wesentlich länger. Jahre der Trauer sind nicht selten. Die Traurigkeit hat hier ihre absolute Berechtigung. Je länger das Ereignis zurückliegt, desto eher sieht es allerdings danach aus, dass der Mensch scheinbar ohne Grund traurig ist, obwohl ein Abschied noch nicht wirklich gelungen ist.

Auch ganz andere Verluste, wie der Verlust der Arbeit oder der Heimat führen ganz oft zu Trauerreaktionen, die über Wochen oder Monate anhalten können.

Die echte Trauer von der Depression zu trennen und den Patienten durch die Phasen der Trauer zu begleiten ist die Arbeit, die ein Psychotherapeut oder eine Person mit der Erlaubnis zur Psychotherapie nach Heilpraktikergesetz leisten kann.

Die 4 Phasen der Trauer bei Tod und Verlust müssen durchlebt werden

Üblicherweise geht der trauernde Mensch durch die 4 Phasen der Trauer, von der Verleugnung über die Wut, bis hin zum bewussten Abschied und der Neuausrichtung des eigenen Lebens. Diese Phasen müssen der Reihe nach durchlebt werden und es gibt keine Abkürzungen.

Verborgene Traumen werden reaktiviert

Einschneidende Lebensabschnitte haben leider auch die Eigenschaft, früher erlittene Traumen wieder anzutriggern. So kann auch eine Schwangerschaft das Fass zum Überlaufen bringen, weil sich der Körper vielleicht plötzlich an körperliche oder seelische Misshandlungen erinnert.

Traumen schwelen als immer wiederkehrende plötzliche Traurigkeit im Hintergrund und schaffen sich bei Gelegenheit schmerzhaft Gehör.

Hier ist es dringend geboten, den Ursachen professionell auf den Grund zu gehen. Immer unter Beachtung der Möglichkeiten des Betroffenen, die schlimmen Erlebnisse zu verarbeiten, ohne erneut traumatisiert zu werden. Mit Hilfe einer Psychotherapie können verborgene Traumen erkannt und behandelt werden.

Ein systemischer Ansatz: Wie Verbundenheit mit dem Schicksal einer anderen Person wirkt

Aus systemischer Sicht kann man oftmals auch sehen, dass ein Mensch, der immer wieder von Traurigkeit übermannt wird, unbewusst mit dem Schicksal eines Verwandten verknüpft sein kann. Das funktioniert auch über eine oder zwei Generationen in die Vergangenheit.

Manchmal tut etwas Familienforschung Wunder und man erreicht Fortschritte durch das emotionale Integrieren von Menschen, denen in der Vergangenheit Unrecht getan wurde, denen Schlimmes widerfahren ist oder die einfach vergessen wurden.

In der systemischen Therapie – viele kennen ja das Familienstellen – lassen sich verborgen wirkende Belastungen aufdecken und deren Auswirkungen auf die heutige Zeit damit reduzieren.

Unbewusst wissen wir viel mehr voneinander oder sind viel stärker mit unserer Sippe verknüpft als wir das wahrnehmen können oder wollen. Die Gene unserer Vorfahren leben in uns weiter.

Warum weinen wir und ist Weinen wirklich grundlos

Warum weinen wir? Weinen entlastet uns und bereitet den Weg, dass das Leben wieder besser werden kann. Professionelle Hilfe zu suchen und die passende Therapie zu finden, ermöglicht es den Betroffenen mit Begleitung durch schmerzliche Gefühle hindurchzugehen, die sie alleine nicht bewältigen können. Weinen gehört ganz selbstverständlich dazu.

Häufiges Weinen ohne erkennbaren Grund ruft zu näherem Hinsehen auf.

Früher war man der Meinung, dass mit den Tränen Giftstoffe und Hormone aus dem Körper geschwemmt würden. Die enthaltenen Mengen sind doch eher zu vernachlässigen. Weinen ist einfach eine Entlastung und Weinen tut einfach gut.

Vielleicht haben Sie auch schon die Erfahrung gemacht, dass sie, wenn sie an Ihrer Traurigkeit dranbleiben und diese nicht zu unterdrücken versuchen bis sich die Traurigkeit ganz offen manifestiert, Sie danach wieder auf wundersame Weise neue Energie erlangen.

Welche weiteren Ursachen plötzlicher und wiederkehrender Traurigkeit kann es noch geben

Stress, dauernde Müdigkeit, ungeeignete Ernährung, die Umwelt- und Arbeitsbedingungen, verdienen immer eine genauere Betrachtung, wenn es darum geht ständiger Traurigkeit und unverständlichem Weinen auf den Grund zu gehen.

Genauso kommen externe Faktoren, wie die Jahreszeit, das Wetter, gesellschaftliche und weltpolitische Einflüsse in Betracht, die uns ängstlich und traurig machen.

Therapeutische Behandlung, um die Ursachen von Traurigkeit zu finden

Psychiatrie und Psychotherapie haben wirksame Ansätze zur Behandlung von Traurigkeit und Depression. Ziel muss es sein, die schmerzhaften Gefühle mit dem Therapeuten begleitend zu durchleben und diese zu verabschieden.

Die klarer werdende Sicht auf die nicht immer schönen Realitäten des Lebens entlastet.

Gerade aber, weil die Konfrontation eines tiefen Traumas sehr schmerzhaft und auch langwierig sein kann ist es, kann es notwendig sein mit Hilfe von Elementen der Verhaltenstherapie zunächst einen anderen Umgang mit quälender Traurigkeit zu erlernen.

Die eigentliche Ursachenforschung für Traurigkeit sollte dann mit therapeutischer Hilfe geschehen, damit der Betroffene im schlimmsten Fall aufgefangen werden kann.

Selbsthilfe bei Traurigkeit oder Symptomen einer Depression, wann sollte man zum Arzt

Das Schaffen einer klareren Tagesstruktur, einer Schlafroutine, regelmäßiger Bewegung und gesunder Ernährung, sowie das Erlernen von Entspannungsverfahren trägt dazu bei, dass plötzliche Anfälle von Traurigkeit weniger werden und auch das Risiko später an einer echten Depression zu erkranken signifikant geringer wird.

Über mehr als zwei Wochen auftretende Traurigkeit ggfs. mit Schlafstörungen sollten generell von einem Arzt abgeklärt werden, ob hier Ursachen vorliegen, die beispielweise von einer Tumorerkrankungen oder einer Suchthematik oder anderen körperlichen Erkrankungen ausgelöst werden.

Suchen Sie proaktiv Unterstützung bei der Familie, Freunden und nehmen Sie gegebenenfalls geschulte und erfahrene Hilfe in Anspruch.
Negative Gefühle haben die Eigenschaft, dass sie automatisch weniger werden, wenn sie nur gegenüber einer anderen Person zum Ausdruck gebracht werden.

Alleine das Aussprechen führt schon zu einer Entlastung, auch wenn man sich gar nicht aktiv um eine Lösung bemüht.

Fazit und Zusammenfassung

Wenn Sie über längere Zeit von einer plötzlichen Traurigkeit erfasst werden oder sie ohne erkennbaren Grund weinen müssen, sollten Sie versuchen herauszufinden, ob es biologische, psychische, systemische oder einfach den Lebensumständen zugrundeliegende Ursachen gibt.

Auch sollte ein Arzt möglichen körperlichen Ursachen auf den Grund gehen.

Mit Hilfe geschulter Begleitung können Sie auf die Suche nach Hintergründen gehen, gerade um nicht in eine depressive Phase oder gar in eine schwere Depression abzurutschen. Halten die Phasen der Traurigkeit über längere Zeit an, sollten Sie professionelle Hilfe suchen.

Scheinbar grundlosem Weinen liegen oftmals ernstzunehmende Belastungen zugrunde. Man kann annehmen, dass die Traurigkeit ihre Berechtigung hat.