09721 5380 410

Lange Zehntstraße 1 | 97421 Schweinfurt

Psychologe, Psychiater, Psychotherapeut. Was ist der Unterschied zum Heilpraktiker für Psychotherapie?

09.11.2023

In der Welt der Psychologie offenbart sich eine Fülle von Begriffen, die für Außenstehende verwirrend sein können. Psychologen, Psychotherapeuten, Psychiater und Heilpraktiker für Psychotherapie – sie alle spielen eine wichtige Rolle im Bereich der mentalen Gesundheit.

Aber was ist eigentlich der Unterschied, wofür sind diese Menschen qualifiziert und was dürfen sie, wenn es um Psychotherapie geht?

„Ich suche einen Psychologen in meiner Nähe.“ Hier eine kurze Unterscheidung der Begriffe.

Man muss davon ausgehen, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Angststörungen, sich nicht wirklich mit den verschiedenen Berufsgruppen in Psychotherapie beschäftigen wollen, wenn sie Hilfe suchen.

Sucht man zum Beispiel einen Psychologen in Schweinfurt oder Würzburg, dann ist damit wohl eher eine Person gemein, die Psychotherapie oder Psychologische Beratung in Schweinfurt oder Würzburg anbietet, wenn man es genau nimmt.

Und hier kommen die Berufsbezeichnungen ins Spiel. Ein kurzer und knapper Überblick hierzu:

  1. Psychologe/Psychologin:
    Psychologen haben an einer Hochschule das Fach Psychologie studiert. Das bedeutet für die Psychotherapieerlaubnis zunächst einmal noch nichts.
    Psychologen könnten zum Beispiel auch in der Marktforschung oder im Vertrieb tätig sein. Psychologen können erst dann psychotherapeutisch tätig sein, wenn sie anschließend eine mehrjährige psychotherapeutische Ausbildung absolvieren und die Approbation (Zulassung) als Psychotherapeut/in erhalten haben. Viele Psychologen kürzen den Weg ab und erwerben wie der Heilpraktiker für Psychotherapie eine Erlaubnis zur Heilkunde nach dem Heilpraktikergesetz (siehe Punkt 4)
  2. Psychotherapeut/in:
    Psychotherapeuten haben in der Regel ein abgeschlossenes Hochschulstudium in Psychologie, Pädagogik oder Medizinstudium. Sie durchlaufen eine mehrjährige, spezifische psychotherapeutische Ausbildung und erhalten nach erfolgreicher Prüfung die Approbation. Sie dürfen normalerweise die Psychotherapie mit der Krankenkasse abrechnen. 
    Wer Psychotherapeut als Berufsbezeichnung verwenden darf, ist im Psychotherapeutengesetz (PsychThG) geregelt. Man erkennt dies an dem Begriff „Psychotherapeut“ im Namen, wie zum Beispiel bei Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut oder Psychologischer Psychotherapeut. Es gibt auch ärztliche Psychotherapeuten, also Ärzte, die zusätzlich eine psychotherapeutische Ausbildung absolviert haben.
  3. Psychiater/Psychiaterin:
    Ein Psychiater ist ein Facharzt für Psychiatrie, der auch nicht automatisch ein Psychotherapeut ist. Ein Psychiater hat üblicherweise Medizin studiert und darf Medikamente verschreiben, z.B. Psychopharmaka. Sie haben eine breitere Ausbildung in medizinischen Aspekten von psychischen Problemen und Erkrankungen. Psychiater arbeiten vorrangig mit der körperlichen Diagnostik psychischer Erkrankungen.
  4. Heilpraktiker/in für Psychotherapie:
    Das sind Personen, die nach einer Prüfung durch das Gesundheitsamt die Zulassung zur Heilkunde (ohne Arzt zu sein), beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie, erhalten haben. Die staatliche Zulassung zur Ausübung der Heilkunde ist damit die Erlaubnis, psychotherapeutisch tätig zu sein. Die Ausbildung ist nicht so standardisiert wie die von Psychologen oder Ärzten, und sie dürfen keine Medikamente verordnen.

Was ist Psychotherapie und wer darf sie durchführen

Psychotherapie besagt zunächst nur, dass hier Maßnahmen angeboten werden, die Symptome und Beschwerden einer psychischen Erkrankung lindern sollen.

Personen mit einer Zulassung zur Psychotherapie dürfen Diagnose und Behandlung durchzuführen und mit dem Patienten in Richtung einer Heilung arbeiten. Dabei werden zum Beispiel von Psychotherapeuten, spezifische Psychotherapieverfahren eingesetzt, wie z.B. Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie oder psychodynamische Psychotherapie. Personen mit einer Erlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz sind nicht auf diese Standardverfahren beschränkt, verwenden aber üblicherweise Teile davon in Ihrer Tätigkeit.

Psychologische Beratung hingegen bezieht sich auf eine unterstützende Maßnahme, um Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder Belastungen zu begleiten. Es zielt darauf ab, die Bewältigungsstrategien des Klienten zu verbessern und zu stärken.

Die Grenze zwischen Psychotherapie und psychologischer Beratung kann fließend sein, da beide Ansätze ähnliche Methoden verwenden können. Allerdings enthält die Psychotherapie normalerweise eine tiefere diagnostische und therapeutische Unterstützung für Menschen mit einer klinischen Diagnose oder schweren psychischen Erkrankungen. Psychologische Beratung hingegen wird oft bei weniger schweren Problemen eingesetzt, um Menschen dabei zu helfen, ihre Probleme zu verstehen und Lösungen zu finden, ohne eine medizinische Diagnose oder Behandlung zu erfordern. 

Der Begriff Psychotherapie ist interessanterweise nicht rechtlich geschützt. Es wird hier lediglich darauf hingewiesen, dass Maßnahmen bereitgestellt werden, die darauf abzielen, die Symptome und Beschwerden einer psychischen Erkrankung zu mildern.

Sind Psychotherapeuten besser oder erfahrener als Heilpraktiker für Psychotherapie

Die Ausbildung zum Psychotherapeuten oder Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie ist stärker standardisiert und sehr umfangreich.
Nicht jeder, wie die oben genannten Psychologen, will sich dieser langen Prozedur unterziehen und beschränkt sich auf die Zulassung zur Ausübung der Heilkunde nach dem Heilpraktikergesetz (HeilprG).

Es gibt auch Therapeuten, die bewusst auf die Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten verzichten, da sie sich nicht mit einem der derzeit anerkannten „Richtlinien-Psychotherapie-Verfahren“ zur Behandlung einer psychischen Störung identifizieren können. Oft haben sie sich intensiv und über einen langen Zeitraum mit dem Verhalten von Menschen auseinandergesetzt und in anderen Therapieverfahren Kenntnisse erlangt und fortwährend in Weiterbildung investiert.

Wichtig ist, gerade für den Heilpraktiker (Psychotherapie), dass er seine Grenzen kennt und ggfs. auch den Rat eines Facharztes einholen und annehmen kann. Therapeuten nach dem HeilprG können sehr qualifiziert und praxisbezogen sein. Idealerweise reden sie über Dinge, die sie selbst erfahren und durchlebt haben. Das ist es wohl, was einen guten und erfolgreichen Therapeuten ausmacht.

Fazit zum Thema der psychologischen Berufe

Für den Laien sind die die verschiedenen Ausbildungen, Begriffe und Berufsbezeichnungen nicht einfach zu durchschauen. Im Volksmund sucht man daher online eher nach Psychiater oder Psychologe in Schweinfurt, Würzburg, Unterfranken usw. als nach einem Psychotherapeuten. „Zum Psychologen gehen“, so wird es oft vereinfacht umschrieben. Ich hoffe Ihnen daher einen etwas ausführlicheren Überblick über die wichtigsten Bezeichnungen zur besseren Unterscheidung an die Hand gegeben zu haben.